Möglicherweise war das reiche architektonische Erbe vergangener Jahrhunderte daraun schuld, dass in Österreich die moderne Architektur etwas auf der Strecke geblieben ist. Das hat sich inzwischen gehörig geändert. Die hier vorgestellten Beispiele sollen dies illustrieren.
Am nördlichen Ufer von Linz steht das vom Wiener Büro Treusch architecture gestaltete Ars Electronica Center. Als Museum der Zukunft widmet sich das Haus den zahlreichen Spielarten modernster Technologien und interaktiver Medienkunst. Das Museum umfasst eine Fläche von 6500 Quadratmeter. Um den bestehenden Bau von 1996 wurde eine gläserne Hülle in einer auffallenden schrägen Kontur errichtet. Zwischen altem und neuem Teil entstandt so eine über zwei Stockwerke reichende Halle. Der Erweiterungsbau schließt sich in einer beinahe skulpturalen Qualität an das Stammhaus an. Eine Herausforderung an den architektonischen Entwurf war die Einbettung in die umgebende historische Bausubstanz und der nötige Hochwasserschutz.
Das "Maindeck", unter dem sich die 890 Quadratmeter große Ausstellungshalle und das Foyer befinden, ist eine vielfältig nutzbare Freifläche. Diese geht in das "Upperdeck", das Dach des Ars Electronica Futurelab, über. Die Fassade des neuen Ars Electronica Center ist mit Leuchtdiodenscheiben versehen, die breite Facetten an künstlerischer Nutzung möglich machen. Über das Fassadenterminal an der Donaulände können die 5100 Quadratmeter der Fassade von Vorbeigehenden bespielt werden. Wird ein MP3-Player angesteckt, erschallt das ganze Gebäude, und – passend zum Rhythmus der "eingespielten" Musik – pulsieren die 38.500 LED-Lampen. Dieses Spektakel gibt es täglich von November bis Februar von 18:00 bis 20:00 Uhr und von März bis Oktober von 21:00 bis 22:00 Uhr. Moderne Architektur kann ganz schön spannend sein! Adresse: Ars-Electronica-Straße 1, 4040 Linz.
In einer der "grünen Lungen" Wiens, dem Prater, wurde 2013 der Campus WU für die größte Wirtschaftsuniversität Europas eröffnet. Um den zentralen Platz sind spektakuläre Bauten einer internationalen Architektenriege aus Großbritannien, Japan, Spanien und Österreich versammelt, die ein mitunter recht lautstarkes Gespräch über den Status quo der zeitgenössischen Architektur zu führen scheinen (Hitoshi Abe, BUSarchitektur, Peter Cook, Zaha Hadid, NO MAD Arquitectos, Carme Pinós). Adresse: Welthandelsplatz 1, 1020 Wien (siehe auch Wien 2, Leopoldstadt).
Dominique Perraults DC-Tower (erbaut 2010 bis 2013) steht in der in der Donau-City von Wien 22, Donaustadt – jener Hochhausstadt, in der sich seit Baubeginn 1996 die Ausdehnung der Stadt nördlich der Donau zeichenhaft verdichtet. Selbst in dieser Umgebung sprengt der schlanke und zugleich auffällig vertikal gefaltete Turm Perraults alle bisher bekannten Dimensionen; von seiner Sky Bar kann man den höchsten Blick auf Wien genießen. Mit 250 Meter ist der Turm Österreichs höchstes Gebäude und beinahe doppelt so hoch wie der Stephansdom. Adresse: Donau-City-Straße 1, 1220 Wien.
Am 01.03.1997 öffnete das Festspielhaus in Sankt Pölten als einer der innovativsten Kulturbauten Österreichs seine Tore. Die einzigartige Architektur des Grazer Architekten Klaus Kada mit ihren vielen Blickfeldern nach außen und ins Innere fand in der künstlerischen Positionierung ihre Entsprechung: das Festspielhaus St. Pölten als Kulturfenster zur Welt, mit vielen Blick- und Hörwinkeln auf Kunst und Kultur.
Die vier funktionslos gewordenen "historischen" Gasbehälter von Wien zu etwas Nützlichem umzubauen, war eine große architektonische Herausforderung. Bravourös gemeistert haben dies die vier Architekten Jean Nouvel (Gasometer A), Coop Himmelb(l)au mit Wolf Prix (Gasometer B), Manfred Wehdorn (Gasometer C) und Wilhelm Holzbauer (Gasometer D). Heute sind sie zu Wahrzeichen von Wien 11, Simmering geworden und werden für Wohnungen, Büros und öffentliche Räume genutzt (Einkaufszentrum, Veranstaltungshalle, Kino, Museum und Stadtarchiv). Adresse: Guglgasse 6, 1110 Wien.
Der monolithische, 75 Meter hohe Turm des Hotel Sofitel am Donaukanal von Jean Nouvel (2007 bis 2010) reagiert auf die besondere städtebauliche Situation und inszeniert in seinem obersten Stockwerk neue Perspektiven auf das historische Zentrum von Wien. Adresse: Praterstraße 1, 1020 Wien (siehe auch Wien 2, Leopoldstadt).
Die "Blase2 am Südtiroler Platz 2 bzw. Lendkai 1 von Graz wurde 2003 von| Peter Cook & Colin Fournier aus Großbritannien erbaut. Die Außenhaut besteht aus Acrylplatten. Während der Nachtstunden hinterleuchten Tausende Lichtquellen die Fassade und senden geheimnisvolle Lichtbotschaften aus. Im Inneren befinden sich zwei Ausstellungsflächen, die durch schräge Laufbänder erreicht werden. Die Gewölbegalerie führt auf die"Needle", einen loggiaartigen Anbau, der als Location für allerlei Veranstaltungen genutzt wird (Empfänge, Festessen, Lesungen, Podiumsdiskussionen usw.).
Das 2003 eröffnete Lentos Kunstmuseum in Linz ist ein vom Züricher Architektenbüro Weber + Hofer geplanter, 130 Meter langer Glasbau direkt am Donauufer. Auf 8000 Quadratmeter, verteilt auf drei Stockwerke, bietet der Bau eine den Kunstwerken bestmöglich angepasste Präsentation. Das große Ausstellungsgeschoß ist mit einer durchgängigen Glasdecke – einer der europaweit größten Oberlichtkonstruktionen dieser Art – versehen und macht den weitgehenden Verzicht auf künstliches Licht möglich. Charakteristisch ist die 60 Meter lange Skulpturenhalle im Freiraum unter dem Ausstellungsgeschoss, die einen Durchblick auf die Donau und den Pöstlingberg freigibt. Die gläserne Hülle des Museums erscheint je nach Lichtstimmung transparent, halbtransparent oder grau; bei Betrachtung aus nächster Nähe werden Schriftzüge auf den einzelnen Glasplatten sichtbar. Bei Dunkelheit wird die Fassade mit kräftigen Farben hinterleuchtet. Adresse: Ernst-Koref-Promenade 1, 4020 Linz.
Schon von Weitem sichtbar ist Massimiliano Fuksas' 138 bzw. 127 Meter hoher eleganter Twin Tower am Wienerberg in Wien (erbaut 1999-2001). Adresse: Wienerbergstraße 11, 1100 Wien (siehe auch Wien 10, Favoriten).
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