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Steirische Eisenstraße

Sagen und Mythen umranken die Geschichte des Erzabbaus in der Umgebung von Eisenerz. Und während der Erzberg jahrhundertelang vielen Gemeinden wirtschaftlich die Existenz sichern konnte, blieben in seiner nächsten Umgebung, in den Eisenerzer Alpen und im Hochschwabgebiet, abgeschiedene Berglandschaften völlig unberührt.

Fast jedes Kind kennt hier die Sage vom Wassermann, der vor Urzeiten von den Bewohnern des Tales gefangen wurde und für seine Freilassung ein Versprechen gab: "Gold für zehn Jahr' oder Silber für hundert Jahr' oder Eisen für immerdar!" Die Entscheidung der Bürger fiel auf Eisen, und der Berg, den ihnen der Wassermann gezeigt hatte, lieferte ihnen über Jahrhunderte reines Eisenerz. Aus heutiger Sicht muss man sagen: Das Wort eines Wassermanns ist auch nicht mehr das, was es einmal war. Denn die Eisenerz-Reserven des Erzbergs gehen langsam zur Neige – voraussichtlich im Jahr 2020 werden seine Vorkommen erschöpft sein.

Dennoch ist und bleibt der Erzberg mit seinen endlosen gehauenen Stufen das optische Markenzeichen der Region. Hier befindet sich das weltweit größte bekannte Vorkommen von karbonatischem Eisenerz. Ein Schaubergwerk unter Tage führt Besuchern anhand von Werkzeugen und Maschinen die Methoden des Erzabbaus vor Augen. In den Stollen erhält man Einblick in einstige Arbeitsweisen der Knappen wie auch in moderne Bohr- und Sprengtechnik. Wieder am Tageslicht, wird man mit dem größten Fahrzeug der Welt, dem Erztransporter Hauly, unglaubliche 55 Tonnen schwer und 860 PS stark, zu den einzelnen Betriebspunkten des Erzbergs gebracht.

Heulende Motoren verspricht auch das alljährlich im Mai stattfindende "Erzberg- Rodeo", ein Pflichttermin für Motorsportfreunde aus aller Welt. Wagemutige Motocross-Fahrer versuchen hier drei Tage lang über die Steilstufen den Berg zu erzwingen. Nur die allerwenigsten schaffen es, nicht umsonst gilt dieser Rodeoritt auf den Erzberg als das "härteste Motorrad-Rennen der Welt". Website: .

Fern von der "aufwühlenden" Betriebsamkeit des Erzbergs sind die Eisenerzer Alpen aber ein Ort der Ruhe, der auf vielen einsamen Plätzen zum Verweilen und Erholen einlädt. So ist die Eisenerzer Ramsau, die als Hochebene über der Stadt Eisenerz liegt, nicht nur als Langlaufzentrum bei Wintersportlern bekannt, sondern bietet auch im Sommer Möglichkeit für Wanderungen durch eine blumenübersäte Almlandschaft oder in höhere Regionen wie das Stadelstein-Wildfeld-Gebiet.

Den höchsten Punkt der Eisenerzer Alpen, den Reichenstein (2165 Meter), erreicht man vom Präbichl aus in zweieinhalb Stunden. Eine unschwierige Wanderung führt erst durch Wälder und Bergwiesen und schließlich über die grasbewachsene Westseite des Bergkamms bis zum Gipfel. Wer nach dem Genießen des 360-Grad-Panoramas wieder bei der Reichensteinhütte vorbeikommt, wird vielleicht erstaunt sein, hier eine für diese Höhenlage ungewöhnlich große und gut ausgestattete Hütte vorzufinden. Der Gast kann sich hier nicht nur einer reichhaltigen Speisekarte erfreuen, sondern auch in komfortablen Zimmern übernachten, um von hier aus weitere Touren, zum Beispiel eine Höhenwanderung über den Reichhals hinunter zum Krumpensee, zu unternehmen.

Den Reichenstein erreicht man auch über den Grete-Klinger-Steig, allerdings ist dieser mit Seilversicherungen ausgestattete Weg nur für Klettersteig-Freunde mit entsprechender Ausrüstung zu begehen. Ebenso wie der vor zwei Jahren eröffnete Klettersteig auf den Westgipfel des Pfaffensteins, der einigen Variantenreichtum bietet: vom fast senkrechten Einstieg über anspruchsvolle Gratkletterei bis zur hochalpinen Kamindurchschreitung, also alles, wonach das Herz der "Gämsen" unter den Bergsteigern verlangt.

Ganz ohne Seil und Klettergurt lässt sich die Frauenmauerhöhle erkunden, deren Besonderheit darin liegt, dass sie das darüber liegende Bergmassiv auf 644 Metern vollständig durchquert. Die am Ende der Eiszeit entstandene Höhle, die zu den tiefsten in Österreich zählt, ist allerdings ein wahres Felslabyrinth – eine Führung ist nicht nur ratsam, sondern unbedingt notwendig. Die Höhlenführer erzählen schaurige Geschichten über Abenteuerlustige und Forscher, die sich hier in verhängnisvoll verirrt hatten. Skelette findet man allerdings keine, dafür Tropfsteine (Kopf einziehen!), Verbindungsgänge zu weiteren Höhlen und schließlich eine Eiskammer (warme Kleidung nicht vergessen!).

Am besten bei Tageslicht genießt man Eisenerz' größten See, den Leopoldsteiner See. Noch besser bei Sonnenschein, denn der Bergsee verfügt im Hochsommer über Badeseequalitäten. Auf einer breiten Liegewiese am smaragdgrünen Wasser kann man die Seele baumeln lassen – oder an den Wassermann denken, der aus diesem See gekommen sein soll.

In direkter Nachbarschaft zu den Eisenerzer Alpen liegt das Hochschwab-Massiv. Diese Gebirgsgruppe fällt schon von Weitem durch seine Breite von beinahe 40 Kilometern und sein weitläufiges Kalkplateau auf. Wienern ist der Name des Gebirgsstocks schon deshalb vertraut, da die Zweite Wiener Hochquellwasserleitung aus einer Quelle im nördlichen Hochschwabgebiet gespeist wird.

Den Hochschwab kennenzulernen erfordert zwar etwas Zeit, der Einblick in seine vielfältige Flora und Fauna entschädigt aber für manch weiten Weg, den man zurückzulegen hat. Eine Überschreitung des Hochschwabs dauert zwei Tage, dementsprechend gut sollte man planen und den Wetterbericht studieren. Einer der vielen Überschreitungswege startet in Tragöss am Grünen See – hier bürgt schon der Name für die Trinkwasserqualität dieses Bergsees – und endet in Seewiesen, an der Hauptverbindung zwischen Aflenz und Mariazell. Die Route durchquert alle Vegetationszonen des Gebirges, von Waldwegen, über Almwiesen mit Bergblumen wie Enzian, Aurikel, Knabenkraut, durch Latschenfelder, bis in das karstige Hochplateau des Massivs mit seinen bizarren Felsformationen. Wer dann nach acht Stunden Wanderung auf dem 2277 Meter hohen Gipfel ankommt, kann dort – sofern es die Witterung zulässt – die Füße ordentlich ausstrecken und entgegen allen alpinen Regeln auch noch warten, bis die Sonne untergeht. Denn: Das Nachtquartier, das Schiestlhaus, liegt auf leichtem Weg nur 20 Minuten unter dem Gipfel. Homepage: .

Das 2005 neu erbaute Schiestlhaus ist eine architektonische Besonderheit – es ist das weltweit höchstgelegene Passivhaus (2154 Meter). Seine Energie wird aus Sonnenkollektoren, einer Photovoltaikanlage und inneren Wärmequellen (Personen- bzw. Kochwärme) gewonnen. Als Back-up bei Strom-Engpässen dient ein mit Pflanzenöl betriebenes Aggregat. Die helle Raumgestaltung mit grandiosem Ausblick auf das Bergpanorama tut ihr Übriges, dass dieses Pionierprojekt für alpines, ökologisches Bauen auch höchsten ästhetischen Ansprüchen gerecht wird. Wer hier einkehrt oder sich entschließt über Nacht zu bleiben wird vom Komfort des Schiestlhauses und seinen gastronomischen Schmankerln überrascht sein. Selbst Vegetarier kommen hier auf ihre Rechnung. Lässt man den Abend schließlich im gemütlichen Gemeinschaftsraum des Hauses ausklingen, weiß man, dass man am nächsten Morgen ausgeruht und entspannt seine Wanderung fortsetzten wird.

Fern von Massentourismus, überbordender Infrastruktur und alpiner Verbauung sind Eisenerzer Alpen und Hochschwab nach wie vor ein Kleinod in der industriell geprägten Obersteiermark. Hier länger zu verweilen, in welchen Höhen auch immer, erweitert in jedem Fall den Horizont.

Steirischer Erzberg

Schaubergwerk Bergmännisch gekleidet fahren die Besucher in den Berg. Die schmalspurige Mannschaftsbahn bringt sie in das Schaubergwerk unter Tage. Über 40 km Stollen durchziehen den Erzberg auf 7 Ebenen. In eindrucksvoller Weise werden hier die Aus- und Vorrichtungsarbeiten sowie die Methoden zum Abbau des Erzes dargestellt. Moderne Multimedia-Technik bringt dem Besucher die Entstehungsgeschichte des Erzberges auf beeindruckende Weise näher. Vor allem die jüngeren Besucher sind fasziniert, wenn der Wassermann aus den Fluten der Schwarzen Lacke auftaucht. Hauly Schwerpunkt Nummer zwei ist die Fahrt mit dem größten Taxi der Welt hinauf zu den einzelnen Betriebspunkten über die Stufen des Erzberges. Schon allein der Einstieg in Hauly I und II, wie die beiden Riesen heißen, ist ein Erlebnis – 860 PS stark und mit einem Eigengewicht von rund 55 Tonnen.

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